Was nervt dich an deinem Partner?
- Erika Koj Beziehungsexpertin
- 18. Mai
- 3 Min. Lesezeit

Als Beziehungscoach begleite ich täglich Paare und Frauen durch die Höhen und Tiefen ihrer Beziehungen. Die scheinbar einfache Frage "Was nervt dich an deinem Partner?" öffnet oft die Tür zu tieferen Einsichten und Veränderungsprozessen. Hier teile ich Erkenntnisse aus meinen Einzelcoachings und Paartherapie-Sitzungen, selbstverständlich anonymisiert.
Die Kunst des Zuhörens
"Er hört mir einfach nicht richtig zu," klagte Anja in einer unserer ersten Einzelsitzungen. "Wenn ich von meinem Tag erzähle, nickt er nur und schaut dabei aufs Handy."
In den folgenden Paartherapie-Stunden zeigte sich: Während Anja durch Gespräche Verbindung sucht, fühlt sich ihr Partner Tim von der Detailfülle manchmal überwältigt. Wir arbeiteten an konkreten Zuhör-Ritualen und 15 Minuten ungeteilte Aufmerksamkeit am Abend, mit klaren Signalen für beide, wann aktives Zuhören gewünscht ist und wann ein einfaches Teilen ohne tiefere Analyse genügt.
Unterschiedliche Ordnungsvorstellungen
"Seine Unordnung macht mich wahnsinnig," vertraute mir Claudia in einem Einzelcoaching an. In der späteren gemeinsamen Sitzung mit ihrem Mann Martin entdeckten wir, dass hinter dem Konflikt unterschiedliche Vorstellungen von "Zuhause" standen.
Für Claudia bedeutete ein aufgeräumtes Heim Sicherheit und Kontrolle in einem sonst hektischen Leben. Für Martin hingegen war das spontane Ablegen von Dingen ein Symbol für Freiheit und Entspannung nach einem stark strukturierten Arbeitsalltag. Diese Erkenntnis führte zu einer neuen Raumgestaltung mit klar definierten persönlichen Bereichen und gemeinsamen Zonen mit ausgehandelten Standards.
Die Zeitmanagement-Kluft
In einer intensiven Paartherapie-Sitzung brach es aus Michael heraus: "Lisa kommt zu jedem Termin zu spät. Es fühlt sich an, als würde sie meine Zeit nicht wertschätzen."
Durch gezielte Einzelgespräche enthüllte sich die Komplexität: Während Michael Zeit als kostbare, begrenzte Ressource betrachtete, hatte Lisa ein flexibleres Zeitgefühl, das für sie Lebensqualität bedeutete. In gemeinsamen Sitzungen entwickelten wir ein differenziertes Zeitsystem mit "harten" und "weichen" Terminen und klaren Kommunikationsregeln für Verspätungen.
Das Smartphone als Dritter im Bunde
"Sobald wir auf der Couch sitzen, versinkt sie in ihrem Handy," beschrieb Markus seine Frustration in unserem ersten Einzelgespräch. In den folgenden Paarsitzungen mit seiner Partnerin Sara entdeckten wir, dass ihr Smartphone-Verhalten weniger mit Desinteresse als mit unbewusster Stressbewältigung zu tun hatte.
Durch gezielte Interventionen etablierten wir "Technik-freie Zeiten" und arbeiteten gleichzeitig an alternativen Entspannungstechniken für Sara. Das Paar entwickelte zudem ein subtiles Signalsystem, um gegenseitig auf unbewusstes Abdriften ins digitale Paralleluniversum hinzuweisen.
Die unterschiedlichen Sprachen der Liebe
"Er zeigt mir nie, dass er mich liebt," teilte mir Katharina in einem emotionalen Einzelcoaching mit. Die gemeinsamen Sitzungen mit ihrem Mann Stefan offenbarten ein klassisches Missverständnis der Liebessprachen.
Während Katharina sich nach verbaler Bestätigung und kleinen Aufmerksamkeiten sehnte, drückte Stefan seine Liebe durch praktische Hilfe und Zuverlässigkeit aus. In mehreren Paarsitzungen erarbeiteten wir eine "Übersetzungshilfe" für ihre unterschiedlichen Liebessprachen und konkrete Wege, die Bedürfnisse des anderen bewusst zu erfüllen.
Finanzielle Gegensätze
"Jede Diskussion über Geld endet im Streit," berichtete Daniel in unserem ersten Einzelgespräch. Die anschließenden Paarsitzungen mit seiner Partnerin Julia zeigten, wie tief finanzielle Einstellungen mit persönlichen Werten und Familiengeschichten verwoben sind.
Daniels Sparsamkeit wurzelte in Erfahrungen finanzieller Unsicherheit in seiner Kindheit, während Julias Freude an spontanen Ausgaben ihre Lebensphilosophie widerspiegelte, den Moment zu genießen. Durch biografisches Arbeiten und praktische Finanzplanung entwickelte das Paar ein System mit gemeinsamen Zielen und persönlichen Freiräumen.
Intimität und unterschiedliche Bedürfnisse
Ein häufiges Thema in meinen Einzelcoachings sind unterschiedliche Bedürfnisse nach körperlicher Nähe. "Wir lieben uns, aber unsere körperlichen Bedürfnisse passen nicht zusammen," vertraute mir ein Klient an.
In den Paarsitzungen arbeiten wir behutsam an offener Kommunikation über Wünsche und Grenzen, ohne Druck oder Schuldgefühle. Oft entwickeln Paare in diesem Prozess ein neues Verständnis für Intimität, das über sexuelle Begegnungen hinausgeht und verschiedene Formen der Nähe einschließt.
Was meine Erfahrung als BeziehungsCoach zeigt
Nach hunderten von Einzelcoachings und Paartherapie-Sitzungen zeigt sich ein klares Muster: Die kleinen Irritationen des Alltags sind selten das eigentliche Problem. Sie sind vielmehr Symptome tieferer Dynamiken:
Unterschiedliche Werte und Prioritäten
Unausgesprochene Erwartungen
Kommunikationsmuster, die in Stresssituationen aktiviert werden
Frühere Verletzungen, die in aktuellen Situationen widerhallen
Der wichtigste Schritt in meinen Sitzungen ist daher oft, vom "Was" (was nervt) zum "Warum" (welches Bedürfnis wird nicht erfüllt) zu gelangen.
Die Arbeit in meinen Einzelcoachings und Paartherapie-Sitzungen zeigt immer wieder: Was uns am Partner nervt, kann der Schlüssel zu persönlichem und gemeinsamen Wachstum sein. Die kleinen Irritationen des Alltags sind wertvolle Wegweiser zu unseren tiefsten Bedürfnissen und unausgesprochenen Erwartungen.
Die Paare, die ich begleiten darf, lernen ihre Unterschiede nicht als Hindernisse, sondern als Bereicherung zu sehen. Sie entwickeln eine neue Sprache füreinander und finden Wege, mit ihren Unterschieden respektvoll und liebevoll umzugehen.
Möchtest du mehr über meine Coaching-Methoden erfahren oder einen Termin für ein Einzelcoaching oder eine Paartherapie vereinbaren? Kontaktiere mich gerne für ein unverbindliches Kennenlerngespräch oder vereinbare direkt ein kostenfreies Kennenlerngespräch.
Deine Erika Koj
Beziehungsexpertin
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